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Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen
Das Qualitätsmanagement im GesundheitswesenQualitätsmanagement im Gesundheitswesen Kap. 4.3
Die Bemühungen um Qualität haben seit Anfang der 90er Jahre im Gesundheitswesen an Gewicht gewonnen. Im Sozialrecht sind neue Qualitätsanforderungen festgeschrieben. Zugleich haben Ärzte, Krankenhäuser und Krankenversicherungen eigene Initiativen zur Qualitätssicherung aufgesetzt. "Die Ärzte sind persönlich für die Qualität ihrer Dienstleistungen zuständig. In der Berufspraxis der Ärzte erfolgt die Überwachung durch die nationalen Ärztekammern.
Von der Bundesärztekammer als Verband der Landesärztekammern auf überregionaler Ebene wurden mittlerweile unterschiedliche Lehrpläne für die strukturierte Fort- und Fortbildung im Rahmen der Qualitätssicherung und des Qualitätsmanagements veröffentlicht. Über 2.500 Ärzte haben die Qualitätsmanagement-Kurse der Landesärztekammern abgeschlossen und, wo dies möglich ist, zusätzlich den Titel "Medizinisches Qualitätsmanagement" erlangt.
Krankenhäuser sowie Praxen sind nach dem fünften Sozialgesetz zur Qualitätssicherung und zur Einführung eines innerbetrieblichen Qualitätsmanagements verpflichtend. Schätzungsweise 60 % der Krankenhäuser in Deutschland haben 2004 ein eigenes Qualitätsmanagementsystem aufgebaut oder eingeführt. Rehabilitations- und Betreuungseinrichtungen müssen auch die Qualitätssicherung nach dem Sozialversicherungsgesetz gewährleisten.
In den 60 Prozent der zwischen 1997 und 2002 vom ärztlichen Dienst der Krankenkassen untersuchten Altenheime mussten aufgrund von Qualitätsmängeln bei jedem fünften der untersuchten Häuser Wiederholungsuntersuchungen durchgeführt werden. Zunehmende Bedeutung kommt dabei konsequent erarbeiteten Richtlinien zu, die den aktuellen Erkenntnisstand widerspiegeln und Ärzten und Betroffenen Orientierung bei der Therapieentscheidung geben.
Der Verband der naturwissenschaftlichen Ärztegesellschaften hat mittlerweile mehr als 850 Richtlinien veröffentlicht. Die Krankenhäuser in Deutschland sind seit 2005 alle zwei Jahre zur Veröffentlichung von Qualitätsberichten mit Angaben über ihr Leistungsangebot, die Qualifizierung des Pflegepersonals, die Patientenzahl, die Art der chirurgischen Maßnahmen und ihr Qualitätsmanagement angehalten.
Sie sind im Netz verfügbar und sollen Bürger und Bürger, Patient und Patient, etablierte Ärzte sowie Krankenkassen über die Qualitätsmerkmale der Krankenhäuser aufklären. In immer mehr Krankenhäusern gibt es jedoch ein internes freiwilliges Berichtswesen, mit dem fehleranfällige Zustände im Pflegealltag erkannt und Therapiefehler vorgebeugt werden können.
Es hat sich in den vergangenen Jahren in Wirtschaft und Öffentlichkeit der Anschein eingebürgert, dass die hohen Ausgaben für das Gesundheitswesen der erreichbaren Qualität und Leistungsfähigkeit nicht entgegenstehen. Daher wurden gerade in der sozialen Gesetzgebung unterschiedliche Qualitätsanforderungen an den Leisterbringer im Gesundheitswesen verkörpert. Qualitätssicherungsbemühungen konzentrieren sich immer weniger auf Einzelkomponenten wie Schulungsstandards oder Ausrüstungsanforderungen, sondern betreffen alle direkt und indirekt relevanten und qualitätsbestimmenden Einflussfaktoren.
Zusätzlich zu den erwähnten baulichen Vorraussetzungen ( "strukturelle Qualität") gewinnen die Qualität der Prozessorganisation und der Aufbereitungsprozesse ( "Prozessqualität") sowie die Qualität der tatsächlich erreichten Resultate ("Ergebnisqualität") zunehmend an Bedeutung[32, 33]. Nur durch das geordnete Zusammenspiel aller Ansätze und Maßnahmen werden die Voraussetzung für weitere Qualitätsverbesserungen gelegt. Das Qualitätsmanagement strebt eine kontinuierliche und systematische Qualitätsverbesserung aller drei Qualitätsbereiche an.
Das Grundprinzip des Qualitätsmanagements ist ein sich ständig wiederholender Prozess. Man kann die Qualität der ärztlichen Betreuung nicht als Ganzes messen. Deshalb werden in der Regel die einzelnen Qualitätsaspekte geprüft und deren Resultate zusammen bewertet. Strukturelle Qualität bezieht sich auf die Art der baulichen Gegebenheiten. Höchste bauliche Qualität heißt, dass die Voraussetzung dafür gegeben ist, etwas richtig und gut zu machen.
Zu den typischen Maßnahmen zur Sicherstellung der strukturellen Qualität in der ärztlichen Betreuung gehören Ausbildungs- und Qualifizierungsstandards sowie Mindeststandards für Krankenhäuser, Medikamente und Behandlungsverfahren. Diese können sich auf die Errichtung und Gestaltung von Arztpraxen und Krankenhäusern, die Ausrüstung, die Ausbildung des Personals oder die Dokumentations- und Finanzsysteme erstrecken. Unter Prozessqualität versteht man das Arbeiten von Prozessen.
Höchste Prozessqualität heißt, dass das Gesagte pünktlich und gut gemacht wird. In der Gesundheitsversorgung geht es vor allem um die Qualität der Behandlungs- und Pflegeprozesse. Für eine gute Prozessqualität müssen die diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen den allgemein gültigen medizinisch-wissenschaftlichen Vorschriften und den Erfahrungswerten der Praxis genügen. Ein typisches Instrument zur Sicherstellung der Prozessqualität sind technische Richtlinien.
Damit ist die Qualität der Ergebnisse der entscheidende Maßstab für die Beurteilung der Medizin. Es handelt sich um den Zustand der Gesundheit, die Lebensqualität, den Gesundheits- und Verhaltenszustand sowie die fachliche und gesellschaftliche Wiedereingliederung nach Therapieabschlusse. Die Patientenzufriedenheit im Umgang mit dem behandelnden Fachpersonal sowie die Wirtschaftlichkeit einer Behandlung sind ebenfalls ausschlaggebend für die Qualität der Ergebnisse.